Kunstinstalltion mit Neonschrift: People fail forward to success
Agilität

Scheitern ist nur eine andere Form des Gelingens

Die Kommunikation über Social Media-Kanäle ist tief in den Alltag der Menschen eingedrungen. Wir wollten herausfinden, ob wir die Beobachtung dieser Kommunikation zur Marktbeobachtung, für vertriebliche Aktivitäten oder die schnellere Störungsbearbeitung nutzen könnten.

Lässt sich ermitteln, wann und wo Benutzer über Wasserrohrbrüche berichten, Fotos posten und erst anschließend - wenn überhaupt - den Versorger anrufen? Oder könnte man erkennen, welche Versorger im bundesweiten Wettbewerb die Strompreise angehoben haben, um mit der Information neue Kunden zu gewinnen?

Klingt super?! Dachten wir auch. Deswegen haben wir das gemeinsam mit den Fachbereichen und einem Startup geprüft und sind - so viel vorab - erfolgreich gescheitert.

Wie kam es dazu?

Beim Startupevent Ruhrsummit in Bochum hatten wir aus fünf pitchenden Startups die Firma Network Insight ausgewählt, um die Fragestellung der Wasserschäden exemplarisch zu bearbeiten.

Der Ansatz dabei: Über die verfügbare offene Schnittstelle zu Twitter liest ein Algorithmus Tweets mit. Das Regelwerk der Software wird zunächst mit einer Liste von Schlagworten und relevanten Postleitzahlen angelernt - denn ein Wasserrohrbruch in Berlin ist für uns nicht relevant. Nach einer Trainingsphase, in der Vorschläge der Software für relevante Ereignisse beobachtet und verbessert wurden, sollte das Programm diese Meldungen im Idealfall automatisiert anzeigen - und uns per E-Mail auch gleich informieren.

Schnell stellte sich heraus: Die Technik funktioniert, aber die Zahl der Wasserrohrbrüche in Bochum, Dortmund aber auch im Netzwerk der Gelsenwassergruppe ist - zum Glück - zu gering, als dass die systematische Beobachtung sich lohnen würde.

Weitere Anwendungsfälle

Also diskutierten wir weitere mögliche Anwendungsfälle. In einem Workshop mit den Vertrieben der Häuser wurde die Idee der Marktbeobachtung entwickelt. Ziel dabei war es Preisänderungen von Wettbewerbern systematisch zu erkennen und schnelle und zielgerichtete Aktionen einleiten zu können, etwa passgenaue Online-Werbung.

Das Vorgehen folgte agilen Prinzipien: Wir erhielten schnell eine Software mit Grundfunktionen , die aber bereits produktiv war. Über kontinuierliche Feedbackrunden wurde das Programm weiter entwickelt.

Das Ergebnis war leider auch in diesem Fall: Funktioniert zwar, aber es reicht nicht für unsere Zwecke. Twitter ist trotz weltweiter 350 Millionen Benutzer nicht der Kanal, der ausreichend vertriebliche Ergebnisse bringt. Andere Netzwerke wie Facebook oder Google-Bewertungen bieten keine offene Schnittstelle.

Kunstinstalltion mit Neonschrift: People fail forward to success

Projekt also "gescheitert". Ist es das wirklich? Warum freut uns das?!

  1. Weil wir schnell und günstig für drei Häuser die Frage nach dem Wert von Social Media-Analysen für diese Fragestellungen klären konnten.
  2. Weil das agile Vorgehen schnell eine rudimentäre Software produktiv zu setzen und dann weiter zu entwickeln, funktioniert.
  3. Weil die drei Häuser super zusammen gearbeitet haben - vielen Dank an die Kollegen!
  4. Ein frühes Scheitern ergibt also Erkenntnisse in Sachfragen und zeigt, dass agiles Vorgehen zu schnellen Ergebnissen und zu einer guten Arbeitsatmosphäre führt!

Ahoi von eurer Kolumbus-Crew

PS:
Wer sich sehr unterhaltsam aber auch mit Tiefgang mit dem Thema Scheitern und warum das auch gut ist, auseinandersetzen will, dem empfehle ich den Besuch einer Fuckupnight: fun-ruhr.de.

Dahinter steckt eine weltweite Bewegung, die sich für den offenen Umgang mit dem Scheitern und dem Lernen daraus einsetzt. Es lohnt sich :-)